Kautschukstraße, Wohnen zur Straße und Quartier
Foto © Ulla Franke
Ostansicht, spiegelt die Individuelle Vielfalt
Foto © Ulla Franke
Zugang und Einblick von der Kautschukstraße in den Innenbereich
Foto © N. Theodor
Zwangloses Treffen der Bewohner im Innenhof, dahinter die Nordansicht
Foto © N. Theodor
Lageplan
Kautschukstraße, gegliederte Straßenfront, Betonung der Ecksituation
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Schwarzplan
Plakat
Foto © N. Theodor
Besonnte Vorgartenzone an der Kautschukstraße in Absprache mit den Nachbarn
Visualizzazione © Schaller Architekten BDA

WoGe Köln eG. Im Clouth Quartier

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Sede
Kautschukstraße 6, 50733 Köln, Germania
Anno
2017

Mehrfamilienhaus mit 13 Wohneinheiten, BGF: 1830 m², BRI: 5.766,62 m³, WF:1.048 m², Gesamtbaukosten 1.884.000 Euro (300+400 brutto), Passivhaus, Gemeinsame Freiflächennutzung und Tiefgarage mit 4 Baugruppen

Nach der Stilllegung erwarb die Stadt Köln das 14,5 Hektar große Firmengelände der rheinischen Gummiwarenfabrik Clouth mit der Zielsetzung in der zentrumsnahen Lage, mitten in Nippes zwischen Stadtteilzentrum im Westen und einem Parkgelände im Osten ein neues wertvolles Stadtquartier aus der Industriebrache zu machen. Wichtiger Bestandteil des Konzeptes war neben einer gemischten Nutzung die Förderung neuer urbaner Wohnmodelle. Dazu wurden Baufelder in Konzeptverfahren an Baugruppen vergeben. Mit drei weiteren Bewerbern konnte sich die Genossenschaft WoGe Köln eG mit dem Konzept für ein, selbstverwaltetes, soziales und ökologisches Wohnprojekt qualifizieren. Zur Zielsetzung gehörte, dass die Bewohner über das eigene Haus hinaus sich für den aktiven Austausch mit den Nachbarn und das Zusammenleben im Stadtteil einsetzen wollten. Für das Baufeld sah der Bebauungsplan in offener Bebauung an den Straßen Auf dem Stahlseil im Norden und Kautschukstraße im Süden für jeweils zwei Baugruppen 16 m tiefe Baufenster vor. Der Woge wurde der östliche Bereich des Baufensters an der Kautschukstraße zugewiesen.

Alle vier Gruppen einte der Wunsch ihre Wohnprojekte unabhängig und eigenständig zu planen, sich dabei aber als Teil eines Gemeinschaftsprojektes mit zu begreifen und den Entscheidungs- und Planungsprozess auch so zu strukturieren. Die vier Baugruppen bilden eine eigene Nachbarschaft mit gemeinsamer Tiefgarage, Spiel- und Gartenhof, unterteilt in Gemeinschafts- und Privatflächen. Die Anschlussbereiche zu den Nachbarn in der gemeinsamen Straßenfront wurden abgesprochen. Im Falle der Baugruppe Kautschukstraße wurde von der WoGe Köln eG mit der im Westen anschließenden Baugruppe vereinbart, jeweils nur mit den Kopfbauten die gesamte Tiefe des Baufensters auszunutzen und im Mittelteil die Bautiefe zu verringern, um den Lichtraum der Kautschukstraße über eine geringfügig angehobenen Vorgartenzone in diesem Straßenabschnitt von 12 m auf 16 m zu erweitern. In den Übergangszeiten wird dadurch eine ausreichende Besonnung der unteren Stockwerke und zugeordneten Freiräume erreicht. Der Straßenraum gewinnt anAufenthalts- qualität, wird grüner, belebter, weil sich die Häuser über Vorgärten, Balkone, Hauseingangsbereiche und angelagerte Gemeinschaftsräume zur Straße öffnen.

Die Woge Köln eG erwarb als eingetragene Genossenschaft das Grundstück, war Bauherrin und bleibt Eigentümerin des Wohngebäudes Kautschukstraße 6. Die Mitglieder der Baugemeinschaft erwarben Genossenschaftsanteile in Höhe des erforderlichen Eigenanteils zur Finanzierung ihrer Wohnung, verbunden mit lebenslangem Wohnrecht. Das Model erlaubt Wohnen zum Selbstkostenpreis und zu tendenziell mit wachsender Tilgung der Fremddarlehen sinkender „Miete“. Das Wohnrecht begründet einen Anspruch auf individuelle Planung der eigengenutzten Wohnung soweit die Vorgaben aus der Gesamtplanung des Projekts beachtet werden. Mitwirkung an der Planung, Aufstellung der qualitativen Vorgaben für das Projekt und Kostenverfolgung werden von den Bewohnern in Selbstverwaltung übernommen und mit der WoGe eG abstimmt. Verbunden
über die gemeinsame Tiefgaragen- und Freiflächenplanung wurden Planungs-, Bauablauf und Kostenentwicklung in den Gemeinschaftsbereichen eng mit den drei übrigen Baugruppen abgestimmt und verfolgt.

Die Planung der Wohnprojekte lag ausschließlich in Händen der einzelnen Baugruppen. Die Mitglieder der Baugemeinschaft Woge sahen ihre Hauptaufgabe darin, in regelmäßigen Planungstreffen mit Architekten,
Fachplanern und der WoGe sicher zu stellen, dass die Kosten eingehalten, individuelle Ausbaustandards gegenüber der gemeinschaftlichen Zielsetzung ökologischen und energieeffizienten Bauens abgewogen und im Konfliktfall mit den Planern und ausführenden Firmen kostengünstige, alltagstaugliche und robuste Lösungen gefunden wurden. Dazu gehörten z. B. Standards im Ausbau, die nicht von allen geteilt, aber als Grundausstattung von der WoGe unter dem Aspekt Nachhaltigkeit gefordert wurden. Auch der Vorschlag, die Wohnungen als erweiterten Rohbau zur individuellen Fertigstellung zu übergeben, erschwerte nach Ansicht der WoGe die nachhaltige Bewirtschaftung des Objektes in Fällen des Nutzerwechsels, bei Veränderungen der Raumzuordnung und notwendigen Leistungen zum Unterhalt. Der Kompromiss war, dass individuelle Lösungen nachträglich möglich waren, solange sie ohne Schwierigkeit reversibel waren, beispielsweise auf der Grundausstattung Industrie-Stäbchenparkett textiler Oberboden lose verlegt wurde. Gleiches galt für betonsichtige Filigrandecken und Wandfarbe auf Putz. Aus ähnlichen Erwägungen wurde für die Außenwände der massiven einschaligen Lösung in Dämmsteinen die schlankere und kostengünstigere zweischalige Ausführung in Kalksandstein mit WDVS vorgezogen - mit Mineralwolle als diffusionsoffenen und recyclebaren Dämmstoff.

Die Fassadengliederung spiegelt die individuelle Grundrissgestaltung in der Position der Fenster und Balkone wider. Eine unterschiedliche Farbgebung einzelner Balkonverkleidungen, glatten Putzflächen oder Faschen wurde als zu bunt und personenbezogen verworfen. Stattdessen entschied man sich für eine
farbliche Differenzierung der Fassaden, die ausgehend von dem gemeinsamen Haus als kompaktem silbergrauen Kubus durch eine einheitliche farbliche Betonung der Öffnungen das individuelle Leben hinter den Mauern sichtbar machen wollte. War zunächst durchaus strittig, ob weiß auf grauem Grund nicht ausreichte, so setzte sich im weiteren Verlauf die Auffassung durch, man könne in der durchgehend von dunklem Ziegel geprägten Umgebung durchaus einen etwas bunteren und unbekümmerten Auftritt wagen.

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